Im Beitrag über den Zinseszins haben wir einen Kapitalertrag von jährlichen 6,5% angenommen. In den vergangenen Jahren hatten wir einen negativen Leitzins der Nationalbank. Auf den Sparkonti gab es keinen Zins. Die 6,5% Rendite kommen uns also sehr an den Haren herbeigezogen vor.
Bevor wir eintauchen in die Welt der Investitionen und Möglichkeiten kennenlernen, in welchen jährliche Kapitalerträge von 5% bis 10% möglich sind, müssen wir den Unterschied zwischen einer Investition und einer Spekulation kennen.
Eine Investition:
- ist eine langfristige Anlage.
- wurde ausgewählt aufgrund einer fundamentalen Analyse.
- generiert regelmässige Erträge und/oder stabilen Wertzuwachs.
- hat ein geringes (Ausfall-) Risiko.
- ist im Bedarfsfall liquide.
Eine Spekulation
- ist eine kurzfristige Anlage.
- wurde aufgrund einer technischen Analyse ausgewählt.
- kann eine hohe Rendite generieren.
- hat ein hohes (Ausfall-) Risiko.
- ist im Bedarfsfall nicht oder wenig liquide.
Die jeweils fünf Kriterien sind eher als Tendenz zu verstehen. Je mehr Kriterien bei einer bestimmten Anlage zutreffen, desto eher ist es der jeweiligen Kategorie zuzuordnen.
Kriterien
Das massgebendste Kriterium ist sicherlich der Zeithorizont. Falls wir ein bestimmtes Ablaufdatum oder einen kurzen Zeitraum haben, bis zum Eintreffen der möglichen Rendite, dann handelt es sich eher um eine Spekulation. Haben wir mehrere Jahre, mehrere Jahrzente Zeit, bis wir die Rendite erwarten, so sind wir eher bei einer Investition.
Bei der Analyse wird es etwas komplexer. Eine fundamentale Analyse bedeutet, dass wir schauen was den Wert generieren soll.
Beispiel einer Aktie: Wir möchten über das Unternehmen wissen, was für Produkte es herstellt, wie der Marktanteil dieses Produktes ist, wie hoch der Jahresgewinn bisher ausfiel, wie der Verschuldungsgrad ist.
Bei einer technischen Analyse schauen wir eher auf den Zweitmarkt: Wie viele andere Analger haben sich für genau diese Aktie in den letzten Tagen entschieden, wie hoch ist der Aktienkurs im Verhältnis zum Jahresgewinn, wie sehen die aktuellen Trends und Prognosen dieser Branche aus.
Die drei letzteren Kriterien werden wir im Beitrag zum Rendite-Dreieck genauer betrachten. Nämlich die Rendite, das Risiko und die Liquidität. Dort werden wir feststellen, dass alle drei Kriterien nicht gleichzeitig positiv ausfallen können und es sich immer um ein Abwägen handelt.
Lotto?
Ein Lottoschein am Kiosk ausfüllen. Und Millionen gewinnen. So stellen wir uns das vor – so beschreibt es die Werbung. Dies is eine kurzfristige Sache. Nämlich kaufen wir den Lottoschein für eine bestimmte Ziehung. Wir kaufen aufgrund einer technischen Analyse, denn nur wenn auch viele andere mitmachen und somit eine gewisse Summe im Jackpot ist, machen wir auch mit. Es verspricht eine enorm hohe Rendite im Vergleich zum Einsatz. Nämlich oftmals Millionen. Es hat aber auch ein enorm hohes Risiko. Nämlich der Totalausfall. Falls wir nicht gewinnen, haben wir den gesamten Einsatz verloren. Liquide ist diese Sache auch nicht. Einmal bezahlt, erhalten wir den Einsatz nicht mehr zurück. Wenig überraschend ist es eine Spekulation. Alle fünf Kriterien der Spekulation sind erfüllt.
Einzelaktie
In ganz vielen Fällen können wir eine Anlage nicht so klar der Spekulation oder der Investition zuordnen. Genauer gesagt, es kommt zu einem grossen Teil auf unser Handeln an, in welchen Bereich es fällt.
Eine Aktie eines Unternehmens können wir kaufen und in wenigen Stunden wieder verkaufen. Oder nach einem Tag. Oder nach der nächsten relevanten Pressekonferenz. Dann werden wir diese Aktie wohl auch eher aufgrund einer technischen Analyse gekauft haben und versprechen uns in diesem kurzen Zeitraum eine entsprechende Rendite. Ergo: Spekulation.
Wir können aber dieselbe Aktie desselben Unternehmens kaufen, mit der Absicht diese während den nächsten 20 Jahren zu halten. Weil unsere fundamentale Analyse ergeben hat, dass diese Unternehmung in den nächsten Jahren weiterhin in der Gewinnzone bleibt oder gar wächst. Wir erwarten also eine stabile Rendite über diesen langen Zeitraum. Ergo: Investition.
Emotionsecke
In der Zwischenzeit geht es in der Emotionsecke richtig um die Wurst. Unser Verstand sagt uns, dass wir die vielen finanziellen Erkenntnisse in die Tat umsetzen wollen. Dabei entwickeln wir einen gewissen Mut, können uns zielstrebig oder gar gierig fühlen. Die Angst vor finanziellen Themen legen wir allmählich ab. Sehr gut! Eigentlich.
Das Problem: Wenn wir zu gierig werden, werden wir schnell viel Geld wollen. Das verleitet zu Anlagen mit vermeintlich hohen Renditen. Wir sehen, dass dies bei der Spekulation am ausgeprägtesten ist. Wenn wir unsere Emotionen nicht reflektieren und beherrschen können, dann verspielen wir buchstäblich unser Geld.
Benjamin Graham schrieb in seinem Buch 1949: «Spekulation ist eine Wette auf unbekannte Ereignisse, und solche Wetten haben in der Regel eine schlechte Erfolgsbilanz.»
Und damit hat er recht. Wie oft hast du Lotto gespielt? Wie viel hat das dich gekostet? Und wie manche Million hast du gewonnen?
Wir müssen uns also bewusst werden, dass eine Investition eine langfristige Sache ist. Das schnelle Geld machen wir nicht. Aber konstante, überschaubare Rendite, das ist möglich. Viel Spass beim Lesen des nächsten Beitrages!
Kurzgefasst |
---|
Eine Investition ist eine eher langfristige Anlage, welche aufgrund einer fundamentalen Analyse erfolgte, regelmässige Erträge oder einen stabilen Wertzuwachs verspricht, ein geringes (Ausfall-) Risiko besteht und im Bedarfsfall liquide sein kann. Eine Spekulation ist eine eher kurzfristige Anlage, welche aufgrund einer technischen Analyse erfolgte, eine hohe Rendite verspricht, ein hohes (Ausfall-) Risiko besteht und im Bedarfsfall nicht oder wenig liquide sein kann. Die Kriterien sind eher als Tendenz zu verstehen und dienen als Anhaltspunkte. |
Quellen: Intelligent Investieren, Die Psychologie des Geldes, Warren Buffet